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Kirchenmusiaklische Andacht 2017

Eine Tradition hat die kirchenmusikalische Andacht in St. Peter.
Organisiert von Frau Dorothee Dickmann wirkten in diesem Jahr wieder der Kirchenchor St. Peter, das Flötenensembele "Collegium Musicum", der Junge Chor "Schlüsselfiguren" und der Chor "TonArt" sowie der Chor "Joyful" mit, desweiteren die Solisten Jakob Koch (Kontrabass), Katharina Schwerdtfeger (Piano), Anna-Lena Vinmanns (Saxophon) und Aisha Hemming (Gesang).

Die fast 200 Zuhörer bekamen ausgezeichnete klassische und moderne Werke der Musik zu Gehör, die alle unter dem Thema der Andacht "Suche Frieden" standen.

Pastor Kolks las einen Brief von Frau Anke Chavez-Gossen aus Lima in Peru vor, die dort Kindern aus den Slums der peruanischen Hauptstadt in Projekten der Jesuiten unterstützt.
Frau Anke Chavez-Gossen stammt aus Spellen und lebt mit ihrer Familie seit 4 Jahren in dem lateinamerikanischen Land.
Für ihre Arbeit wurde dann eine Türkollekte gehalten, die 1290,20 Euro erbrachte. Mit 500 Euro stockte die KAB St. Josef in Spellen diesen Betrag nocheinmal auf, so dass sich das unentgeltliche Engagement der zahlreichen Musikerinnen und Musiker wirklich gelohnt hat.

Den Brief von Frau Chavez-Gossen, in dem sie ihr diesjähriges Projekt vorstellt, finden sie unten.

Ein herzlicher Dank an alle Beteiligten und auch an alle Spenderinnen und Spendern im Namen von Frau Chavez-Gossen und den von ihr unterstützten Kindern darf ich gerne weitergeben.

Pastor Wilhelm Kolks

Bilderrückblick



Brief von Frau Chavez-Gossen

Liebe Spellner:

lieber Pastor Kolks,
liebe Sänger und Sängerinnen des Kirchenchores,
liebe KAB-Mitglieder,
liebe Gemeindemitglieder
und alle, die durch Ihre Anwesenheit heute unsere Projekte in Peru unterstützen!

Mit großer Freude habe ich von Pastor Kolks und meinem Onkel Helmut Grütters erfahren, dass Sie auch dieses Jahr wieder ein Benefizkonzert zugunsten unserer Projekte in Peru veranstalten werden. In diesem Jahr bin ich Ihnen ganz besonders dankbar, denn wir haben diese Woche ein Projekt begonnen, das mir sehr am Herzen liegt und für das wir dringend Unterstützung brauchen.
Es handelt sich um ein Projekt mit dem wir Kinder, die teilweise schon lange nicht mehr zur Schule gehen, zurück in den Unterricht und weg von der Straße bringen.
Damit Sie sich Sie sich ein Bild davon machen können, unter welchen Umständen die Kinder hier leben und welcher Segen dieses Projekt für sie ist, möchte ich Ihnen gerne einige ihrer Geschichten erzählen.
Angelo war eines der ersten Kinder, die ich nach meiner Ankunft in Peru vor vier Jahren kennengelernt habe. Damals war er 7. Da erste, was er frage, als er sich für die Gruppe anmeldete, war: „Schlägst Du uns hier auch?“
Das ist die Wirklichkeit der Kinder hier: Zu Hause schlagen die Eltern schlagen, in der Schule schlagen die Lehrer. Auf der Straße gibt es Überfälle, Schlägereien und manchmal Schießereien. Gewalt gehört zum Alltag der Kinder in El Agustino.
Angelos jüngerer Bruder Yosimar geht nicht mehr zur Schule seit er fünf Jahre ist. Er verbringt seinen Tag auf der Straße, genau wie seine zwei Jahre jüngere Schwester, Daylin.
Bei der Geburt von Angelo waren beide Eltern 15 Jahre alt also selbst noch Kinder. Der Vater hat versucht, die junge Familie mit einem knatternden dreirädrigen Motorrad-Taxi durchzubringen.
Drei Jahre nach Angelo kommt das zweite Kind, Yosimar. Das Baby ist gerade geboren, als eine Frau den Vater beschuldigt, sie überfallen zu haben.  Acht Monate später stellt sich heraus, dass der Täter jemand anderes war. Aber da hat der junge Mann schon 8 Monate Gefängnis hinter sich. Und Gefängnis in El Agustino heißt: Vergewaltigung, Drogen, Gewalt.
Als der junge Mann das Gefängnis verlässt, ist er psychisch gebrochen – und drogenabhängig.
Seitdem hat er immer wieder versucht, von der Droge wegzukommen und sein Leben in den Griff zu bekommen, aber vergebens. Ein Jahr später, nach der Geburt des dritten Kindes, Daylin, trennen sich die Eltern.
Die Mutter hat immer wieder neue Freunde, denen die Kinder lästig sind. Sie schlagen und misshandeln sie, immer wieder setzen der eine oder andere Geliebte sie auch schlichtweg auf die Straße. Dann verbringen die Kleinen einige Zeit bei ihrer Großmutter und dem drogenabhängigen Vater. Bis auch er sie wieder schlägt und die Oma sie nicht mehr will und zur Mutter zurückschickt. Oder bis sich die Eltern zwischendurch auch manchmal wieder vertragen. Dann leben alle auch ab und zu einmal wieder eine Zeit zusammen. Bis zur nächsten familiären Katastrophe…
Angelo und Yosimar und ihre Schwester Daylin haben es schon nicht leicht. Aber es gibt immer noch Schlimmeres. Da ist zum Beispiel ihr Cousin Jesus. So heißen hier viele Kinder. Als Jesus drei Jahre alt war, hat seine Mutter ihm eine Pfanne mit heißem Fett und Fisch an den Kopf geworfen. Eine große Narbe erinnert bis heute an den Vorfall. Die Mutter verschwand noch am selben Tag, um der Polizei zu entgehen. Das Kind war mit seinen Verbrennungen sich selbst überlassen, bis irgendwann der Vater ausfindig gemacht werden konnte. Er kümmerte sich eine Zeit um den Jungen, bis auch er untertauchte. Inzwischen ist die Mutter wieder da, aber die Kinder gehen nicht zur Schule, verbringen den Tag auf der Straße und sind sich selbst überlassen.
Sie können sich nicht vorstellen, liebe Spellner, wie aufgeregt Angelo, Yosimar, Daylin, Jesus und die anderen 10 Jungen und Mädchen ihrem ersten Schultag am 12. März entgegengefiebert haben. Yvana, ein Mädchen von 12 Jahren, das die vergangenen drei Jahre auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen musste, hat die Koordinatorin des Projektes, Pilar, mehrmals vom Telefon der Nachbarin angerufen um zu fragen:
Können wir auch wirklich zur Schule gehen? Wirklich? Ganz bestimmt?
Sie konnte es einfach nicht fassen.
Seit dem 12. März nun hat das Leben für Angelo, Yosimar, Daylin und Yvana einen neuen Rhythmus. Um 8 Uhr beginnt die Schule, um 12:30 Uhr holt die Erzieherin Pilar sie von dort ab. Zusammen geht es dann zum Haus der Carmeliterinnen, wo sie Schwester Ana de Jesus schon mit dem Mittagessen auf sie wartet. Anschließend werden sie von einer Lehrerin bei den Hausaufgaben betreut, danach ist Zeit zum Spielen, bevor Erzieherin Pilar sie alle wieder nach Hause bringt.

Ihre Kirchenmusikalische Andacht, liebe Spellner, trägt dazu bei, dieses Projekt zu finanzieren. Heute geben Sie 14 Kinder durch Ihren Einsatz die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Dafür danke ich Ihnen von Herzen – im Namen der 14 Kinder, die hierdurch wieder eine Zukunft haben.

Wir alle grüßen Sie sehr herzlich und schließen Sie in unser Gebet mit ein.
Passen Sie gut auch auf sich selbst auf,
Ihre
Anke Chávez